‚Worte, denen keine Taten folgen‘ | Ausstellungseröffnung | 27.04.2017 in Berlin

Zwölf MeisterschülerInnen der Klassen Macketanz (HfBK Dresden) und Favre (UK Berlin) eröffnen Ihre Ausstellung am Donnerstag, dem 27. April um 19.00Uhr im Rahmen des Gallery Weekends in Berlin im Projektraum des Kunstquartiers Bethanien.Die Eröffnung der Ausstellung bildet das Ergebnis der hochschulübergreifenden Zusammenarbeit.

Ziel des Projektes ist ein aktiver Austausch zwischen den verschiedenen Positionen im Ausstellungskontext, sowie eine kritische Auseinandersetzung mit den Kunstwerken selbst. Setzen aber die Meisterklassen von Christian Macketanz und Valerie Favre ihren Schwerpunkt mit dem Titel ‚Worte, denen keine Taten‘ folgen wirklich auf Selbstkritik? 

Das eigentliche Motiv ergründen. Was erklären wir den Unwissenden, bzw. sind wir es nicht selbst – unwissend? Wo steht die Kunst und mit ihr die Potenzial schaffende Entität „KünstlerIn“? Der Horizont verschwimmt, wir gehen weiter: Was können junge Künstler heute noch gewährleisten, wofür können Sie eintreten? Was können oder müssen Sie vielleicht sogar abschreiben? Es gibt viele Möglichkeiten: Substanzschwund, Bedeutungsüberschuss, Wahrheitsaufschub – oder was kommt nach der Behauptung!? Außerdem: Potenzial? Was ist das überhaupt. Ist das ein Wort!? Wer wirklich prüft, überwindet Lippenbekenntnisse. Oder?

Meine Behauptung: Im Kunst-Schaffenden (bzw. im poetischen Akt) liegt die „Potenz“ (lat. potentia) eine Stärke, Leistungsfähigkeit und Macht, die Kraft und das Vermögen, die noch nicht realisierte Möglichkeit zu pointieren. Schauen wir auf das vitale Spannungsfeld zwischen den vornehmlich konzeptuellen Positionen der Berliner und denen seitens der Dresdner Meisterklasse, mit starker Ausrichtung auf Malerei, Betonung von Farbe, Bildraum, Narration und Geste: Im vorgstellten Intervall der Werke dieser jungen Künstler sind die Ansprüche an das Realisieren des  „Gesprochenen“  (Geschaffenen)  die  gleichen. Es geht  um  den  Zündfunken,  das  Erlebnis  des Unausweichlichen. Die Flucht nach vorn. Gelingt es, mit ‚plötzlicher, unerwarteter Distanzierung den momentanen Standpunkt‘ zu prüfen, ereignet sich ein Perspektivwechsel, wenn auch nur für Sekunden.* Das leere Versprechen, die unverbindliche Zusage – Worte, denen keine Taten folgen könnten auch mehr sein als eine Täuschung ohne Widerhall, sondern eine unsichtbare Spur. Nicht abrechenbar, verzeichenbar a priori, aber eine absurde Qualität des Realen, nach dem Motto: >“Ich sage dir eins: Du wirst mich nie vergessen.“ – Und er vergaß Sie nie.< Die sichtbare Tat bleibt aus, aber die Worte haben eine Wirkung die ihrem Sinn entspricht. Die Frage bleibt, was dieser irritierend nüchterne, gar ernste Titel sagen will. Verweist er auf die Kunstwelt „an-sich“, diese Welt voller Behauptungen? Ist er also eher ein Signal der Provokation, im Sinne einer Erscheinung (vs. Trugbild → franz. mirage kommt von engl. mirror → Spiegel), D.h. eines Sinneseindrucks der eben keine Spur hinterlässt, sondern lediglich eine sich selbst reflektierende Behauptung ist, spiegelbildlich zum Kunstmarkt? Die MeisterschülerInnen der HfBK Dresden und der UdK Berlin fordern dazu auf sich nicht von jenem täuschen zu lassen, das sich selbst verspeist, was in der jeweiligen Situation überflüssig oder sinnlos ist. Unausweichlich bleibt das Prüfen. –

Text: Caroline Scheel

  • * Vgl.:
    Francis Alÿs. Auszüge aus einem Gespräch in Buenos Aires, in:
    A Story of Deception, Patagonien 2003-2006, Hrsg. Nikola Dietrich, Revolver – Archiv für aktuelle Kunst,
    Frankfurt am Main, 2006, S. 46 f.
    „Der Anreiz besteht darin, Situationen zu schaffen, Geschichten zu erzählen, die in der Lage sind, eine plötzliche unerwartete Distanzierung zum momentanen Standpunkt hervorzurufen und… wie soll ich sagen… sie können unsere Überzeugungen erschüttern… sie… destabilisieren… das heißt, sie ermöglichen, nur für einen Moment, in einem Flash, einen anderen Blick auf die Dinge, von innen her…“


‚Worte, denen keine Taten folgen‘

Eine Ausstellung von MeisterschülerInnen und AbsolventInnen der Klasse Christian Macketanz der HfBK Dresden und der Klasse Valérie Favre der UDK Berlin.
Eröffnung: 28.04.2017, 19.00 Uhr | Laudatio: Nils Hilkenbach
Ausstellungsdauer 28.– 30.4.2017 | Öffnungszeiten: 11.00 – 19.00 Uhr


Mit Caroline Scheel | Katharina Baumgärtner | Paul Bendau | Roman Frechen | Johannes Fuchs | Wiebke Herrmann | Nicolai Huch | Philipp Köstermenke | Hannah Sehl | Lisa Pahlke | Aaron Rahe | Simon Rosenthal | Bianca Rüterbories | Walter Yu.



Kunstquartier Bethanien

Mariannenplatz 2
10997 Berlin

Anfahrt: U1/U8 Kottbusser Tor

Herzliche Einladung!
Vernissage: 27.04.2017, 19.00 Uhr

Mehr Informationen: Flyer öffnen


www.kunstraumkreuzberg.de
http://klassemacketanz.tumblr.com

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Caroline Scheel